Uwe Krüger – Usedom
Wo andere Urlaub machen, geht Uwe Krüger fischen
Um 6 Uhr morgens fährt Uwe Krüger von Neppermin aus raus zu seinen Stellnetzen im Achterwasser, einer Lagune im Windschatten der Insel Usedom. Dort fängt er mit Stellnetzen Zander, Hechte, Brassen oder Stint, dessen angenehmer Geruch bis heute Erinnerungen bei Uwe Krüger hervorruft. Denn bereits seit dem fünften Lebensjahr fährt Uwe Krüger zum Fischen hinaus. Damals noch mit seinem Großvater. Gefischt wurde vor der Ahlbecker Außenküste, also im offenen Meer, und der Stint wurde als Köderfisch verwendet.
Kein Job für Zartbesaitete
Den Zander aus dem Netz zu pulen, dazu bedarf es schon einiger Geschicklichkeit, wenn man sich an den spitzen Flossen nicht verletzen will. Gleiches gilt für die scharfen Fangzähne des Hechtes. Ein Blick auf die Hände des Fischers verraten dem aufmerksamen Beobachter allerdings, dass die Hechte nicht zimperlich sind und der Mann nicht wehleidig. Der Zander wird zu Filet weiterverarbeitet. Er wird abgeschuppt und ausgenommen. Die Haut wird hier in der Region übrigens mitserviert und gegessen. Für Uwe Krüger ist sie das Beste am Fisch.
Die Konkurrenz schläft nicht
Mit Kunden und Besuchern plauscht man gern. Die Schwärme von Kormoranen hingegen werden von Uwe Krüger eher argwöhnisch beäugt, da sie ihm ordentlich Konkurrenz machen und den jungen Fisch wegfangen. Bis zu 2000 dieser geschickten und anmutigen Schnabeltiere machen sich gemeinsam auf die Jagd. Die Fangmethode ist ausgeklügelt. Während ein Teil des Vogelschwarms nach dem Fisch taucht und vor sich herjagd, brauchen die Artgenossen sich nur gemütlich auf dem Wasser treiben lassen und warten, bis ihnen die Beute vor die hungrigen Schnäbel gescheucht wird.
Das Wichtigste beim Angeln sind lange Arme,
damit man zeigen kann, wie groß der Fisch war. Dieser Satz prangt auf der Startseite des Internetauftritts seines kleinen Fischrestaurants, „Uwe‘s Fischerhütte“, im Seebad Ahlbeck zwischen Heringsdorf und Swinemünde an der Grenze zum polnischen Teil der Insel Usedom. Die gediegene Atmosphäre, die keinen Zweifel darüber aufkommen lässt, dass man sich direkt am Meer befindet, lässt beim Warten auf das Essen keine Langeweile aufkommen. Wer sich nicht an den dekorativen Details erfreuen kann, dem bleibt der Blick auf die Dünen und das offene Meer direkt vor der Haustür. Wer möchte, kann im Sommer mit dem Kutter hinausfahren, seinen Fisch selbst fangen und sich ein Bild davon machen, woher die Speisen auf seinem Teller im Restaurant kommen. Einen Kurs im fachgerechten Filetieren gibt es gratis dazu. Da gönnt man sich dann auch gern einmal Tapas à la Usedom. Die bestehen hier aus einem Glas hellen Aquavits, dem Köm, und einer Scheibe Wurst mit Remoulade garniert.
Fisch ab Kutter
Will Uwe Krüger auf Fangfahrt in die offene See gehen, hat er ein zweites Boot, die „Meereswelle“. Der Strandkutter, die Bezeichnung sagt es schon, hat seinen Ankerplatz auf dem Strand. Ein wunderschönes Holzboot – eine Augenweide, direkt vor der herrlichen Kulisse der Ahlbecker Seebrücke. So schön, dass man den Kutter während der Touristensaison eigentlich nicht aufs Meer hinausfahren lassen sollte, weil dann ein wirklich dekoratives Detail den neugierigen Augen der Touristen entgeht. Hier verkauft Uwe Krüger auch direkt ab Kutter. Das macht ihm Spaß. Denn es wird nicht um Preise gefeilscht, sondern Klönschnack gehalten. Bekanntlich ist Anglerlatein ja keine Fremdsprache. Wenn die Brandung zu stark ist und die „Meereswelle“ nicht auslaufen kann, wird der Fisch aus dem Achterwasser ganz einfach zum Kutter gebracht. Sicherlich eine der authentischsten und schönsten Fischtheken der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern.
Von Stolz und Familientradition in 6. Generation
Uwe Krügers ganzer Stolz ist natürlich der Enkelsohn, der, lassen es Wetter, Wind und Wellen zu, seinem Großvater bereits mit dem Ruderboot entgegenkommt, wenn der Kutter wieder Kurs auf den Hafen nimmt. Auch er fährt schon seit dem fünften Lebensjahr mit seinem Großvater aufs Meer hinaus. In den Ferien auch dann, wenn es nachts auf Fangfahrt geht. Er hilft beim Einholen der Netze ebenso wie beim Putzen. Was ein echter Fischer ist, der muss eben alles können. Die Bilder an der Wand und auf den Internetseiten des Restaurants dokumentieren in schöner Weise die Familientradition. Abgesehen von Fangquoten und einigen technischen Errungenschaften hat sich an dem traditionellen Handwerk und der harten Arbeit der Fischer in all den Jahren nicht viel geändert. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Uwe Krüger und sein Schwiegersohn heute die einzigen verbliebenen Vollerwerbsfischer in Ahlbeck sind.